Artikel aktualisiert am 25.02.2024

Die Bönnigheimerin Silke Vogel ist digitale Nomadin Arbeit in der Hängematte

Von Michael Soltys

Den Winter in Fernost verbringen, sein Geld am Strand verdienen – wer träumt nicht davon? Für die Bönnigheimerin Silke Vogel ist dieser Traum seit Jahren Realität.

Ende November sitzt Silke Vogel wieder im Flugzeug. Ziel Bangkok. Das Datum des Rückfluges ist unbekannt, ebenso die weiteren Länder, die sie von Thailand aus durchstreifen möchte. Die 50-jährige Bönnigheimerin ist in dieser Hinsicht flexibel. Schließlich handelt es sich nicht um eine Urlaubsreise. Silke Vogel fliegt zur Arbeit. Von Fernost aus wird die gelernte Grafik-Designerin und Internet-Spezialistin ihre Kunden in Deutschland bedienen.

Silke Vogel bezeichnet sich selbst als „digitale Nomadin“. Länger als zwei Wochen hält sie es nicht an einem Platz aus, seitdem sie sich 2014 entschlossen hat, ihrem Fernweh nachzugeben und Leben und Arbeit auf Reisen unter einen Hut zu bringen. „Ich kann beides nicht trennen“, sagt sie.

Roadtrip durch Südosteuropa

In diesem Sommer war sie auf einem dreimonatigen Roadtrip durch Südosteuropa, im Winter geht es, wie schon seit mehreren Jahren, zum wiederholten Mal nach Asien. Vielleicht wieder auf die ein oder andere Insel im Golf von Thailand oder in der Andaman-See im Indischen Ozean, vielleicht wieder nach Singapur, wo sie 2023 Silvester feierte, vielleicht wieder nach Kambodscha, vielleicht auch wieder nach Indien, an den Strand von Goa. Das war grob gesagt die Strecke, die sie im vergangenen Winter zurückgelegt hat. „Ich will Sachen erkunden, die ich bisher noch nicht kenne.“

Ihre Vorliebe für die Arbeit in Asien hat einen simplen Grund. Dort ist sie der deutschen Zeit um mehrere Stunden voraus. Wenn die Langschläferin um 14 Uhr Ortszeit mit der Arbeit beginnt, ist es in Deutschland noch früh am Tag. „Das freut meine Kunden, wenn ich dann schon erreichbar bin“, sagt sie. Wenn es nötig ist, arbeitet sie bis Mitternacht durch, vier bis acht Stunden am Tag sind es täglich.

Die Disziplin dafür aufzubringen fällt ihr leicht, trotz der vielen Eindrücke in fremden Ländern. „Ich habe eine Leidenschaft für meine Arbeit.“ Selbst wenn der Strand nur ein paar Meter entfernt ist, er lockt sie nur selten, das ist für sie Zeitverschwendung. Denn wenn Kunden über ihr Satellitentelefon anrufen oder Mails mit Anfragen schicken, dann fehlt die Zeit für das Meer.

Die Kunden wissen genau, dass ihre Web-Designerin mal wieder in der Weltgeschichte unterwegs ist. Ein Problem damit haben die kleinen und mittelständischen Unternehmen damit nicht. „Ich habe von Beginn an mit offenen Karten gespielt“, sagt Vogel. Ihre Daten seien sichergestellt, wichtige Informationen sind verschlüsselt, andere sind über eine Cloud geschützt. „Selbst wenn mir unterwegs mal ein Laptop geklaut werden sollte, kann ich sie schnell wiederherstellen.“

Das Problem sind eher unsichere oder wacklige Internet-Verbindungen, „das ist meine größte Sorge“. In Thailand sei das Netz sehr stabil. Aber in Indien musste Vogel schon mal mit dem Roller durch die Gegend fahren, um einen Platz zu finden, an dem sie sich ins Internet einloggen konnte. „Einmal am Tag fällt hier das Netz aus.“

Der ein oder andere US-Staat, Kalifornien vielleicht, auch die südamerikanischen Staaten – das sind Länder und Regionen, die Vogel gerne ebenfalls bereisen möchte. Das Problem: Diese Länder hinken Deutschland in der Zeit hinterher.

Problem: Zeitdifferenz

Wenn Kunden in Deutschland morgens eine Anfrage schicken und eine zeitnahe Antwort erwarten, ist es jenseits des Atlantiks noch mitten in der Nacht. „Das ist sehr stressig“, gibt Vogel ihre Erfahrungen einer Reise in die Karibik wieder. Selbst eine Zeitdifferenz von einer Stunde, beispielsweise auf den Kanaren, erschwere es, den Tag zu organisieren.

Etwa Mitte April, so denkt sie, wird Silke Vogel, die vor einem Jahr von Bönnigheim nach Konstanz umgezogen ist, in Deutschland zurück sein. Lange wird sie nicht bleiben. Um sich den nächsten Roadtrip im Sommer in Europa zu erleichtern, hat sie sich jetzt einen VW-Bus bestellt. Und hat der auch Internet? Kein Problem, sagt sie, „das funktioniert über Mobilfunk“.